Seit ich drei Jahre alt bin, komme ich jedes Jahr Ende August oder Anfang September für zwei Wochen nach Miltenberg am Main. Dort findet zu dieser Zeit die Michaelismesse statt. Mein Vater und mein Bruder hatten dort einen Standplatz, und die Geschäfte liefen immer hervorragend. Die Menschen kauften gerne und viel bei uns Socken, und ich war in dieser Zeit für den Nachschub zuständig.
Mehrmals am Tag musste ich losziehen und verschiedene Artikel aus unseren Lagerplätzen holen. Unsere Lager befanden sich verteilt: am Campingplatz, im Iveco am Straßenrand geparkt, oder im Anhänger auf einem Parkplatz. Oft kam da ganz schön was zusammen, und ich musste bis zu vier (!) blaue Müllsäcke, bis zum Anschlag gefüllt, vom Campingplatz zur Messe über die Brücke tragen – je zwei in jeder Hand. Der Weg war lang und anstrengend, und mehrmals musste ich unterwegs Pausen einlegen.
Eines Tages stand ich mitten auf der Mainbrücke und verschnaufte, als ich ein kleines Motorboot beobachtete, das eine bestimmte Stelle am Ufer ansteuerte. Dort war ein Bootsverleih! Sofort hatte ich eine Idee: Ich könnte die Socken viel besser mit dem Boot transportieren. Sobald ich die aktuelle Ladung abgeliefert hatte, machte ich mich direkt auf den Weg zum Bootsverleih.
Der Bootsverleih selbst war ein wunderschöner Ort – wie eine kleine Oase mitten im bunten Trubel, der während der Messe in Miltenberg herrschte. Der Bootsverleiher war ein sympathischer Mann, und ich erklärte ihm mein Problem. Ich fragte ihn, ob es möglich wäre, über die gesamte Zeit der Messe ein Boot zu mieten. Doch das musste ich gar nicht. Er bot mir an, mich nach Bedarf überzusetzen und sozusagen Fährmann zu spielen. Seitdem habe ich nie wieder Müllsäcke voller Socken über die Brücke in Miltenberg getragen!
Diese kleine Veränderung machte die Arbeit während der Messe so viel leichter und bleibt für mich eine meiner schönsten Erinnerungen an die Michaelismesse in Miltenberg. Der Bootsverleiher und sein freundlicher Service sind ein weiteres Beispiel dafür, wie manchmal eine kleine Begegnung den Alltag erheblich verbessern kann. Der Fährmann ist noch heute ein sehr guter Freund!