Heute möchte ich über ein heikles Thema schreiben: die Materialangaben auf Socken. In der Vergangenheit – und wohl auch heute noch – gab es hier so manche Unstimmigkeit. Auch bei Baumwollsocken wurde gemogelt. Die Materialangabe auf Socken ist natürlich ein sehr wichtiges Kriterium für den Kunden. Socken aus 100 % Naturfaser werden viel leichter verkauft als Mischgewebe. So ist die Versuchung groß, hier die Tatsachen etwas geschönter darzustellen. Gerade in den 80er und 90er Jahren war es gang und gäbe, dass vor allem bei Wollsocken sehr fantasievolle Materialangaben auf den Etiketten standen.
Es gab Socken aus „100 % Wolle“, die ewig hielten, bei 60 °C waschbar waren und dabei auch noch sehr günstig waren. Das ist natürlich vollkommen unmöglich. Socken aus reiner Wolle müssen immer absolut schonend, am besten mit der Hand, gewaschen werden. Die angeblichen 100-%-Wollsocken waren in Wahrheit nichts anderes als 100 % Polyacryl. Das Problem war dann, dass viele Kunden genau diese Socken wiederhaben wollten – sie waren nämlich so besonders gut, günstig, warm und haltbar. Dieser Wunsch wirkt bis heute nach. Viele Leute suchen „Wollsocken“ – aber bitte aus 100 % Wolle, möglichst günstig und waschbar, aber Handwäsche bitte nicht. Und sie sollen mindestens 10 Jahre halten.
Ein ähnliches Phänomen gab es früher bei dünnen Wollsocken mit hohem Wollanteil. Auch hier waren die Materialangaben oft irreführend. Diese Socken galten als besonders stabil und super waschbar. In Wahrheit war das alles Fake. Auch das wirkt bis heute nach. Wenn jemand dünne Wollsocken verlangt und sieht, dass sie „nur“ 40 % Wolle enthalten, kommt meistens der Einwand: „Warum sind die nicht aus reiner Wolle?“ Reine Wollsocken mit dünner Materialstärke sind jedoch unheimlich teuer und empfindlich – keinesfalls für den Alltagsgebrauch eines Normalsterblichen geeignet.
Auch bei Baumwollsocken wurde viel Schindluder getrieben. Ich erinnere mich, dass mir aus einer, zugegeben, eher zweifelhaften Quelle Socken zu sagenhaft niedrigen Preisen angeboten wurden, angeblich aus reiner Baumwolle. Ein kurzer Flammentest, bei dem man ein kleines Stück des Gewebes verbrennt, zeigte jedoch sofort, dass das Gewebe komplett schmolz und aus Plastik bestand.
Ja, was macht der Verbraucher, wenn er sich nicht auf die Materialzusammensetzung verlassen kann? Erstmal ruhig bleiben. Heutzutage wird alles viel besser kontrolliert. Ich würde sagen, dass Sie sich durchaus auf die Materialangaben verlassen können. Sie sollten allerdings wissen, dass bei Socken die Gummifäden im Bündchen und das Material, das zur Verstärkung in Ferse und Spitze eingearbeitet wird, nicht in der Materialzusammensetzung erwähnt werden muss.
Zusätzlich gibt es eine Toleranz von 5 %. Enthalten Socken also nur 95 % Baumwolle, wäre eine Materialangabe von 100 % Baumwolle dennoch in Ordnung. Es lohnt sich also, die kleinen Details zu kennen – und natürlich einen Händler Ihres Vertrauens zu haben, der weiß, was er verkauft. Wichtig ist aber auch, sich auf das eigene Gefühl zu verlassen: Wenn sich Socken gut anfühlen und einem sympathisch sind, ist das oft wichtiger als die genaue Materialzusammensetzung.
Um auf korrekte Materialangaben zu schließen, kann der Verbraucher auf einige einfache Hinweise achten. Ein guter Anhaltspunkt ist die Kombination von Waschanleitung und Materialzusammensetzung: Reine Wolle kann beispielsweise niemals mit 40 °C gewaschen werden, sondern erfordert eine schonende Handwäsche oder maximal den Wollwaschgang. Wer aufmerksam ist, wird auch feststellen, dass Wolle einen charakteristischen Geruch hat, besonders wenn sie leicht feucht ist.
Baumwolle wiederum besitzt eine einzigartige Haptik – sie fühlt sich natürlich und weich an. Mit etwas Erfahrung erkennt man schnell, wie hoch der Baumwollanteil eines Stoffes ist. Baumwolle nimmt zudem viel Feuchtigkeit auf, was besonders im Alltag von Vorteil ist. Kunstfaser hingegen fühlt sich oft glatter an, nimmt kaum Feuchtigkeit auf und trocknet sehr schnell. Wenn man diese kleinen Unterschiede kennt und bewusst auf die Angaben achtet, lässt sich die Qualität von Socken recht gut einschätzen.