Am anderen Ende sitzt ein Mensch
Ein paar persönliche Worte über Respekt, Fehler und Menschlichkeit im digitalen Miteinander.
Ich schreibe diese Zeilen nicht leichtfertig, sondern weil mir etwas sehr am Herzen liegt.
Ich beantworte täglich viele E-Mails. Ein großer Teil davon ist freundlich, sachlich und respektvoll – dafür bin ich sehr dankbar. Aber leider ist es auch so, dass ein erschreckend hoher Anteil der Nachrichten von Beginn an feindselig ist. Menschen, die mich nicht kennen und mir nie begegnet sind, unterstellen mir Betrug, stellen meine Kompetenz infrage oder sprechen mich in einem Ton an, der mich verletzt.
Was dabei oft vergessen wird:
Ich bin kein anonymer „Shop“. Kein gesichtsloses System. Kein Algorithmus.
Ich bin ein Mensch.
Hier arbeiten Menschen. Wir geben uns Mühe, wir arbeiten sorgfältig, wir übernehmen Verantwortung. Und ja – trotz aller Sorgfalt passieren Fehler. In einer digitalen Welt mit unzähligen Schnittstellen, Abhängigkeiten und Möglichkeiten ist das unvermeidbar. Entscheidend ist nicht, dass alles immer perfekt läuft, sondern dass man auf Augenhöhe miteinander spricht, wenn etwas nicht passt.
Probleme lassen sich lösen.
Missverständnisse lassen sich klären.
Aber das gelingt nur, wenn man sich gegenseitig als Menschen begegnet – nicht als Gegner.
Was mich traurig macht, ist nicht Kritik. Kritik ist wichtig und richtig.
Was mich trifft, ist die Selbstverständlichkeit, mit der manche glauben, mich im digitalen Raum angreifen, abwerten oder entmenschlichen zu dürfen. Als wäre der Bildschirm eine Rechtfertigung dafür, Grenzen zu überschreiten.
Dabei gilt immer – ohne Ausnahme:
Am anderen Ende Ihres Bildschirms sitzt ein Mensch.
Ein Mensch mit Gefühlen. Ein Mensch, der sein Bestes gibt. Ein Mensch, der Respekt verdient.
Wenn ich mir etwas wünschen dürfte – gerade in dieser Zeit – dann wäre es das:
Ein wenig mehr Menschlichkeit. Ein wenig mehr Geduld. Ein wenig mehr Respekt im digitalen Miteinander.
Das wäre mein größter Weihnachtswunsch.
